Textilforschung in Greiz: Corona mit wirkungsvollem Atemschutz ausbremsen

Landtagsvizepräsident Dirk Bergner (FDP) bittet die Thüringer Landesregierung, das Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland in Greiz kurzfristig finanziell so zu unterstützen, dass es in der Lage ist, den Prüfgrundsatz für Corona-Pandemie- Atemschutzmasken (DEKRA Essen) anzuwenden und damit die Vielzahl an derzeit am Markt hergestellten Mund-Nasen-Schutzsysteme danach zu validieren. Dazu ist die kurzfristige Anschaffung von zwei Prüfgeräten nötig, für die dem Institut aktuell die finanziellen Mittel fehlen.

In Zeiten der Corona-Pandemie wird das, was an professionellen Atemschutzmasken im Land noch vorrätig ist, vorwiegend in den Krankenhäusern und in der stationären Pflege aufgebraucht. Arztpraxen, ambulante Pflegedienste und Hauswirtschaftsdienste, aber auch Physiotherapeuten haben zwar ebenso Bedarf, können aktuell aber keinen Mundschutz ordern. Einige Betriebe haben begonnen, Mundschutz zu produzieren. Der Bedarf kann jedoch nicht gedeckt werden. Zumal es auch in öffentlichen Verwaltungen Bedarf gibt. Und so ruft z. B. der Verband der Physiotherapeuten aktuell Näherinnen dazu auf, Mundschutz in Heimarbeit nach einer einfachen, online gestellten Anleitung aus doppellagigem, kochbarem Baumwollstoff her- und den Praxen zur Verfügung zu stellen.

„Doch können diese verschiedensten Versionen von Atemschutzmasken, die derzeit im Umlauf sind, wirklich vor Corona-Viren schützen?“ Diese Frage stellen sich die Leiterin der akkreditieren Prüfstelle Dr. Ulrike Klobes sowie Projektmanager Samuel Bollmann vom Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland in Greiz in den letzten Tagen verstärkt - zumal die Zahl der Corona-Erkrankten gerade in dieser Thüringer Region (Landkreis Greiz) hoch ist. Verkauft würden derzeit die verschiedensten textilen Flächen (Vliesstoffe, Gewebe, Gestricke) und daraus im Eiltempo konfektionierte Masken, wie Samuel Bollmann beim Unternehmensbesuch des Landtagsabgeordneten Dirk Bergner anhand von Beispielen erklärte.

Um die Mindest-Anforderungen an eine geeignete Atemschutzmaske zu erfüllen, müssten diese Masken und auch die dafür eingesetzten Materialien zumindest einer einheitlichen Schnellprüfung unterzogen werden. Eine gute Grundlage dafür ist der gemeinsam von DEKRA, dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA in St. Augustin) und der ZLS-München (Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik) herausgegebene Prüfgrundsatz für Corona-SARS-Cov-2-Pandemie Atemschutzmasken. „Diesen Prüfgrundsatz sehen auch wir als Institut als geeigneten Schnelltest an“, sagt Samuel Bollmann. Nach diesem Grundsatz müssen u.a. der Atemwiderstand beim Ein- und Ausatmen sowie die Durchlässigkeit für Aerosol geprüft werden.

Im Textilforschungsinstitut Greiz, wo täglich viele verschiedene textile Stoffe geprüft werden, kann Mundschutz aktuell noch nicht nach diesem Grundsatz Corona-Abwehr-Tauglichkeit getestet werden. Konkret fehlen dazu dem Textilforschungsinstitut zwei Prüfgeräte. Diese könnten aber kurzfristig angeschafft werden, wenn das Land Thüringen eine Förderung zur Verfügung stellt. Schätzungsweise werden rund 120.000 Euro für den Prüfgerätekauf benötigt, so Samuel Bollmann.

„Ein vergleichsweise geringer Kosteneinsatz, wenn man bedenkt, was man damit erreichen könnte: Die schnelle Validierung von Atemschutzmasken und Mund-Nasen-Schutzsystemen, die in der Lage sind, die Tröpfcheninfektion stark herabzusetzen und damit die Übertragung der Corona-Viren von einem Menschen auf den anderen effektiv zu vermindern“, sagt Dirk Bergner, der sich unverzüglich mit dem Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Verbindung gesetzt hat. Er hofft, dass Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sofort handelt.

„Wir könnten hier in dieser vogtländischen Grenzregion, in der die Textilproduktion Tradition hat, Bahnbrechendes leisten zum Schutz der Bevölkerung nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Das wäre ein tolles Aushängeschild für Thüringen“, so Dirk Bergner.